Notruf am 1. Advent: Arztroman (German Edition) by Verena Moor

Autor:Verena Moor [Moor, Verena]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Edition LeseSpaß
veröffentlicht: 2017-08-17T22:00:00+00:00

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Schwere Sturmböen hatten im Küstenland verheerende Verwüstungen angerichtet. Dächer waren abgedeckt, Strommasten geknickt. Im Hamburger Hafengebiet waren zwei kleine Schiffe gegen die Kaimauer geschleudert worden und gesunken. Eine Frau hatte es durch herabstürzendes Gebälk in der Nähe vom Fischmarkt erschlagen. Aber nicht nur in Hamburg war der Orkan mit seiner zerstörerischen Kraft zum Inferno geworden, auch an anderen Stellen des Küstenlandes bis hinüber zur Ostsee in Kiel. Dort waren die Verwüstungen besonders schlimm.

Auch auf dem Flughafen in Hamburg war eine nicht richtig gesicherte Sportmaschine vom Orkan hochgewirbelt und regelrecht zerschmettert worden.

Dass die Funkverbindung zu Elbe 1 abgerissen war, machte Frank Berger in seiner Sorge fast wahnsinnig ... Eigentlich hätte er wieder fliegen müssen. Aber es waren keine Starts möglich. Man wartete, dass der Sturm sich legte. Und es gab gute Aussichten dafür, denn das Barometer stieg. Die Meteorologen sprachen davon, dass innerhalb von vierundzwanzig Stunden der Sturm zum leichten Wind abflachen würde. Das Orkantief verzog sich nach Südosten, und schwächte sich dabei ab. Es hatte inzwischen den Harz überquert, und sein Kern näherte sich dem Erzgebirge.

Für Frank Berger war das alles kein Trost. Er sorgte sich um die Elbe 1, zu der es keine Funkverbindung mehr gab. Allerdings hatte die Küstenstation sie noch auf dem Radarschirm. Auch von Helgoland, wohin eine tadellose Funkverbindung bestand, hatte man sie genau im Radar.

Das Schiff war also noch da. Aber was war damit los? Vielleicht, und das ließ sich auf einem Radarschirm nicht erkennen, lag das Schiff mit Schlagseite. Auf der anderen Seite versicherte man Frank, dass sich die Position des Schiffes nur unwesentlich geändert habe. Ganz sicher sei die Elbe 1 nicht mehr vor Anker.

Frank machte sich diese Sorgen nicht allein. Auch die Angehörigen der anderen Besatzungsmitglieder sorgten sich um die Männer an Bord. Und bei der Familie Petersen in Otterndorf sorgte man sich gleich um zwei Menschen; um Antje und ihren Vater.

Frank hatte auch Verbindung mit den Eltern des Sanitäters Harald Graumann. Sobald er etwas wusste, teilte er es ihnen mit. Und ganz selbstverständlich hielt er auch Tante Hanna und Marias Großvater auf dem Laufenden. Tante Hanna machte sich selbst fast verrückt vor Sorgen. Und sie fügte jedem Gespräch einen heftigen Vorwurf auf die Verantwortlichen der Luftrettung hinzu, denen sie vorwarf, zugelassen zu haben, dass eine Frau so etwas macht.

Frank, der Maria zwar längst nicht so lange kannte wie Tante Hanna, aber doch wahrscheinlich etwas besser zu beurteilen vermochte, wusste von Marias Starrsinn, wenn es darum ging, nachzuweisen, dass eine Frau ihren „Mann“ stehen konnte.

Kurz hatte Frank auch mit den Leuten von der Luftrettung gesprochen. Die machten sich selbst Vorwürfe. Andererseits lobten sie Maria über den grünen Klee. Und der schon seit Jahren im Luftrettungsdienst arbeitende Arzt, Dr. Bendorff, meinte anerkennend, dass Maria vor nichts zurückscheute. Er habe das schön in früheren Einsätzen erlebt. Er kenne jedenfalls Dutzende von männlichen Kollegen, die nicht halb so viel Schneid hätten wie sie. Und er hoffte wie Frank, dass alles gut ausgehen würde. Sobald die Wetterverhältnisse es zuließen, wollte man wieder mit einem großen Bundeswehrhubschrauber zu Elbe 1 fliegen, um zu sehen, was los ist.

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